VON LONDON NACH PARIS
Nach 10 Tagen in London fahren Erich und ich heute weiter nach Paris. Und genauso wie bei der Anreise
überzeugt der Eurostar durch Pünktlichkeit und Schnelligkeit. Die Spitzengeschwindigkeit vor und nach dem
Eurotunnel beträgt fast 300 km/h, im Tunnel selbst fährt der Zug ca. 140 km/h. Das weiß ich deshalb so genau,
weil ich Erich einen Satelitenempfänger mit Geschwindigkeitsmessung dabei hat. Als wir in Paris ankommen,
regnet es - erstmals auf dieser Reise - und auch unser Hotelzimmer ist laut und nicht so schön wie erhofft. Da
der Regen am nächsten Vormittag anhält, nützen wir die Zeit, um uns ein besseres, hofseitig gelegenes Zimmer
zu besorgen. Dann geht es mit der Metro Ligne 5 hinein ins Zentrum, wo wir als erstes das Centre Pompidou
besuchen. Von dort führt unser Weg zum Hôtel de Ville und weiter auf die Ile de la Cité - bei mittlerweile blauem Himmel und Sonnenschein.
Paris wirkt genauso kosmopolitsch und multikulturell wie London auf mich, erscheint aber im Gegensatz zur britischen Metropole feudaler,
glanzvoller und edler.
In Clemmenceau entsteige ich der U-Bahnlinie 13, um mich vom Oster über die Champs-Elysées dem Arc de
Triomphe zu nähern. Vormittags, wenn die Sonne im Osten steht ist der prachtvolle Bogen, den Napoleon
errichten ließ wunderbar von weichem Licht bestrahlt. Auf der Pariser Prachstraße, den Champs-Elysées,
donnert auf 10 Fahrspuren in beide Richtungen ein endloser Strom an Fahrzeugen. Auf einer Verkehrsinsel
zwischen beiden Fahrtrichtungen finde ich einen guten Platz, um fotografisch dieses hektische Treiben
festzuhalten. Viele Moped- u. Motorradfahrer versuchen dem Stau zu entwischen, indem sie sich artistisch
während der Ampel-Rotphasen an Autos vorbeischieben, um ein paar Meter zu gewinnen.
An den breiten Flanierwegen beiderseits der Champs-Elysées promenieren unbeirrt vorwiegend Touristen, die sich vorbei an schönen Cafés
und feinen Boutiquen Richtung Arc de Triomphe bewegen. Aus dem Augenwinkel heraus sehe ich, wie plötzlich ein junger Mann einen Ehering
vom Gehsteig neben mir aufhebt. Er kommt her, zeigt mir den Goldring. Erstaunt betrachte ich ihn. "Is it yours", fragt er mich. Als ich verneine
und der scheinbar ehrliche Finder mit mir über einen möglichen Verkaufspreis des Rings zu verhandeln beginnt, weiß ich, was es geschlagen
hat. Wo viele Touristen sind, wir immer auch mit Betrügereien und Aufdringlichkeit versucht an Geld zu kommen. Weitere Beispiele hiefür aus
Paris gefällig? Am Fuße des Eifelturms kann man keine 5 Meter weit gehen, ohne nicht von Souvenirverkäufern angeprochen und bedrängt zu
werden. Noch schlimmer ist es in Montmartre am Fuße des Sacré Coeur: ein junger Mann fasst nach meinem Arm und möchte mir ein
Freundschaftsband ums Handgelenk zu knüpfen beginnen. 30 Meter weiter steuert schon der nächste auf mich zu. Als ich die erste Terrasse
beim Aufstieg zur Basilika erreiche, kommen zwei Mädchen lächelnd auf mich zu und halten mir wortlos eine Spendenliste unter die Nase, in die
ich mich eintragen soll...
Heute geht es von Paris wieder zurück nach Wien. Ich bin dankbar und zufrieden, dass alles so gut geklappt hat.
Und einmal mehr davon beeindruckt und berührt, wie wertvoll die Erfahrungen des Reisens für die eigene Sicht
auf die Welt und die persönliche Entwicklung sein können. Ich hoffe, ich konnte mit meinen kurzen Berichten
Interesse und Neugierde bei Ihnen wecken, und danke Ihnen für die Lesezeit, die Sie dafür zur Verfügung gestellt
haben. Jetzt wartet ein langer Sommer (hoffentlich!) auf mich, in dem ich die neuen Fotos und Videos in die
bestehenden Produktionen einarbeiten werde. Das ist immer eine sehr beglückende Form, Reiseerlebnisse und
Erinnerungen ein zweites Mal vor meinem Auge lebendig werden zu lassen.